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20. September 2020

Wenn der Briefkasten leer bleibt

…hat Ihnen einfach niemand einen Brief geschickt, oder es stehen schwierige Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post AG an. Letzteres ist jedenfalls aktuell der Fall. Vergangenen Freitag hatte die Gewerkschaft ver.di auch für den Raum Hamburg zu gezielten Warnstreiks aufgerufen. Bis zu 280.000 Briefe und 50.000 Pakete blieben liegen. Rund 360.000 Haushalte waren betroffen.


Foto oben: Becker, Foto unten: Möller.


Die Gewerkschaft will damit Druck vor der nächsten Verhandlungsrunde mit der Deutschen Post AG Druck aufbauen. Dem Vernehmen nach hat die Arbeitgeberseite den Eindruck vermittelt (ein echtes Angebot gibt es bislang nicht), Einkommensverbesserungen von 1,5 % anzubieten. Lars-Uwe Rieck, Fachdienstleiter Postdienste Nord bei ver.di, hat dazu klare Vorstellungen: „Wir erwarten von dieser dritten Verhandlungsrunde substanzielle Fortschritte. Es gibt eine klare Forderung von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten.“ Die Warnstreiks der letzten Tage seien nur ein „kleiner Vorgeschmack darauf, wie entschlossen die Beschäftigten sind“, so Rieck weiter in einer Pressemitteilung. In einer weiteren Veröffentlichung bittet er die Post-Kunden um Solidarität mit den Beschäftigten: „Bitte haben Sie Verständnis für Ihre Zusteller*innen, die täglich ihr Bestes geben, um Ihnen vor und während der Corona-Krise - soweit möglich – ihre Briefe und Pakete zugestellt haben.“ Nach eigenen Angaben soll die Deutsche Post AG ihren Gewinn im Bereich Post und Paket um knapp 50 Prozent gesteigert haben. Trotz Corona-Krise.

Hans-Georg Becker, Vorstandsmitglied im Ortsverband der LINKEN Norderstedt, hält es für selbstverständlich, dass die Beschäftigten angemessen an den Gewinnen beteiligt werden. Denn ohne den Einsatz der Beschäftigten wären die Gewinne gar nicht erst erzielt worden. Becker war selbst 20 Jahre bei der Post beschäftigt und hat den wochenlangen Post-Streik im Jahre 2015 miterlebt. „Neben der Entschlossenheit der streikenden Kolleg*innen ist auch die Unterstützung der Bevölkerung ein wichtiger Bestandteil eines Arbeitskampfes“, so Becker. Also, wenn Sie in den nächsten Tagen Ihre Zustellerin oder Zusteller treffen, könnten ein paar aufmunternde Worte der Solidarität nicht schaden. Und Ihrem Ärger über die praktische Verhandlungsverweigerung der Arbeitgeberseite können Sie gerne bei der Beschwerdestelle für Privatkunden Luft machen. Anschrift: Deutsche Post AG, Kundenservice BRIEF, 53247 Bonn.“


Update zur Tarifverhandlung bei der Deutschen Post AG: Das ging ja schnell: 22.000 Beschäftigte der Deutschen Post AG haben sich in den vergangenen zwei Wochen an sechs Streiktagen und über 300 Standorten an Warnstreiks beteiligt. Und das hat gewirkt. In der dritten Runde der Tarifverhandlungen haben sich ver.di und die Deutsche Post AG für die bundesweit rund 140.000 Tarifbeschäftigten auf eine Entgeltsteigerung von 5 Prozent in zwei Stufen, deutlich höhere Auszubildenden-Vergütungen und eine Verlängerung des Ausschlusses betriebsbedingter Kündigungen bis zum 31. Dezember 2023 geeinigt.


https://www.verdi.de/themen/geld-tarif/++co++e50f84aa-fda6-11ea-b0d8-001a4a16012a