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28. September 2016 Olaf Harning

50 Jahre Bücherei Garstedt - trotz OB Grote und Schwarz-Gelb

Happy Birthday, Stadtbücherei Garstedt! Im September 1966 öffneten sich die Türen der Norderstedter Institution - am vergangenen Wochenende wurde 50. Jubiläum gefeiert. Dass es soweit kommen konnte, war aber kein Selbstgänger: 2001 plante Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote die Schließung, CDU und FDP forderten ebenfalls das Aus.


"Um 9 Uhr eröffnete die Gemeindebücherei Garstedt in ihrem schmucken Neubau im künftigen Ortskern am Birkenweg zum ersten Mal ihre Tore." So berichtete der damals noch als unabhängige Wochenzeitung erscheinende "Heimatspiegel" über den feierlichen Akt am 23. September 1966. "Mit einem Kostenaufwand von etwa 420.000 Mark", so das Blatt weiter, "wurde der Bau mit einer Gesamtfläche von 550 Quadratmetern errichtet. Die Leiterin der Gemeindebücherei, Helene Schäfer, gab bekannt, daß der Büchereibestand seit der Gründung der Bibliothek vor 13 Jahren von damals 1.200 Bänden auf heute 8.500 angestiegen ist. Noch in diesem Jahr wird die Bücherei um weitere 1.000 Bände erweitert."

Das Wörtchen "schmuck" würde 50 Jahre später zwar niemand mehr wählen, um das abgängige Gebäude der Stadtbücherei zu beschreiben - und am Birkenweg liegt das Haus seit dem Bau des Herold-Centers 1970 auch nicht mehr. An der prägenden Bedeutung für Garstedt aber hat sich in fünf Jahrzehnten wenig geändert - ganz im Gegenteil: Auf mehr als 300.000 Ausleihen hat sich die Bücherei im Laufe der Jahre gesteigert, neben Büchern selbst werden schon lange auch Musik, Hörbücher, Spiel- und Sachfilme verliehen. Außerdem bieten die heutige Leiterin Karin Sträter und ihre KollegInnen regelmäßig Lesungen und Vorführungen an - für Kita-Kinder, Erwachsene und auch bis ins Seniorenalter.

Dass die Bücherei Garstedt dieser Tage auf fünf Jahrzehnte erfolgreiche Arbeit zurückblicken kann, verdankt sie ihrem Personal, das sich in all den Jahren immer wieder neu erfinden musste, dem zuständigen Sozialdezernat und auch ihren NutzerInnen, die immer dann auf den Plan traten, wenn wieder einmal Schließungspläne bekannt wurden. Zuletzt Ende 2001: Unter dem Eindruck einbrechender Steuereinnahmen und steigender Kosten hatte der drei Jahre zuvor ins Amt gewählte Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) zum Befreiungsschlag ausgeholt und in feinster Übereinstimmung mit seiner Partei massive Einschnitte in die sozialen Strukturen der Stadt vorgesehen. Sein "100-Punkte-Plan" umfasste unter anderem die Schließung von Jugendfreizeitheimen, Einschränkungen bei Kita-Öffnungszeiten und Beratungsstellen, Stellenstreichungen im Sozialbereich und - die "Auflösung" der Stadtbücherei Garstedt.

Während viele der Einschnitte in den folgenden Jahren trotz massiver Proteste durchgesetzt wurden (1, 2, 3, 4, 5), scheiterte die Bücherei-Schließung schließlich am Widerstand aus dem Stadtteil. Hunderte Unterschriften wurden gesammelt, Briefe geschrieben, immer wieder meldeten sich Garstedter BürgerInnen in den lokalen Medien zu Wort. Eine von ihnen: Maxi Unseld. Sie besucht die Bücherei am Rande des Herold-Centers mittlerweile seit Jahrzehnten und stellte sich den Schließungsplänen energisch entgegen (siehe Zeitungsausschnitt). Später gründete sie zusammen mit anderen NutzerInnen noch einen "Freundeskreis" für die städtischen Bibliotheken, um die Häuser auch langfristig zu sichern. Am Ende scheiterte ein Vorstoß von CDU und FDP knapp, die Schließung wurde abgewendet.

Dass es die Stadtbücherei Garstedt auch 2016 noch gibt, freut uns daher ebenso, wie die "druckfrische" Entscheidung Maxi Unselds, sich als Bürgerliches Mitglied der Norderstedter LINKEN-Fraktion anzuschließen.


Text und Fotos: Olaf Harning

Foto 1: Stadtbücherei Garstedt, Außenansicht

Foto 2: Ausschnitt der "Norderstedter Zeitung" vom 27. Dezember 2002

Foto 3: Niegelnagelneue Fraktionsmitglieder Christiane Gondermann (li.) und Maxi Unseld