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17. Oktober 2015 OV Norderstedt

Zwei Stunden Klartext

Warum werden Hartz-IV-EmpfängerInnen in Jobcentern zu Bittstellern degradiert? Warum schickt man hochqualifizierte Fachkräfte in sinnlose Fortbildungen? Und warum zählt nur noch die Statistik – und nicht der Mensch? Mit solchen Fragen beschäftigt sich ein Buch der als „Jobcenter-Rebellin“ bekannt gewordenen, ehemaligen Fallmanagerin Inge Hannemann. Am 8. Oktober war sie auf Einladung der LINKEN im Norderstedter Rathaus, um Ausschnitte daraus zu lesen und mit Interessierten über das „System Hartz IV“ zu diskutieren.

Moderiert von Hermann von Prüssing, Sprecher der LINKEN in Norderstedt, führte sie die etwa 35 BesucherInnen in die Tiefen der Hartz-IV-Logik, erneuerte ihre Kritik an der erniedrigenden Sanktionspraxis und forderte stattdessen ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das ermögliche Hilfebedürftigen ein würdevolles Leben und führe keineswegs dazu, dass sich Arbeitslose nicht mehr um Jobs bemühen: „Niemand will dauerhaft auf die Hilfe anderer angewiesen sein“, so Hannemann, die inzwischen auch für DIE LINKE in der Hamburger Bürgerschaft sitzt. „Aber manche sind es eben und benötigen oft nur eine helfende Hand, um wieder auf die Beine zu kommen.“ Die Drohkulissen der Hartz-Gesetze und inflationär eingesetzte Leistungskürzungen hätten jedenfalls nicht zum Erfolg geführt. Ganz im Gegenteil: Insbesondere Langzeitarbeitslose schafften es oft nicht mehr aus den Mühlen der Jobcenter heraus.

Das Grundeinkommen war es dann auch, das am Ende die lebhaftesten Diskussionen auslöste – und bei einer großen Mehrheit der Zuhörerinnen auf Zustimmung stieß. Den höchsten Unterhaltungswert des Abends hatte allerdings ein dudelndes Handy, das zur Belustigung der Anwesenden erst nach einer guten halben Stunde lokalisiert werden konnte. Zwischenzeitlich hatte sogar der Hausmeister ergebnislos nach der „Lärmquelle“ gesucht.