Immerhin 46 Prozent Ökostrom weisen die Norderstedter Stadtwerke derzeit in ihrem offiziellen Energie-Mix aus. Weil der Ökostrom-Anteil in Wirklichkeit aber nur bei 11,8 Prozent liegt, kritisiert DIE LINKE jetzt die Einkaufspolitik der Stadtwerke - und die absurden Vorschriften des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).
Wie kommt es zu dieser erheblichen Differenz? Die Sache ist kompliziert: Nach dem Energiewirtschaftsgesetz sind alle Stromversorger verpflichtet, den von ihnen gelieferten Strom zu kennzeichnen. Dieser Verpflichtung kommen die Stadtwerke jährlich nach. Dem Verbraucher soll durch die Darstellung des Energiemixes zur Stromlieferung die Möglichkeit gegeben werden, das Beschaffungsverhalten des jeweiligen Stromversorgers zu erkennen. Im besten Falle macht der Kunde davon seine Kaufentscheidung abhängig und übt somit einen Nachfragedruck nach Ökostrom aus. Soweit die Theorie.
Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist geregelt, dass Versorgungsunternehmen im Gegenzug zur Zahlung der EEG-Umlage Strom als „Erneuerbare Energien, finanziert aus der EEG-Umlage“ kennzeichnen können. Die tatsächliche Beschaffungspolitik wird damit allerdings nicht abgebildet. Absurderweise können selbst Unternehmen, die 0 Prozent Erneuerbare Energien beschaffen, aufgrund der gesetzlichen Regelung einen Anteil von 46 Prozent EEG-Strom in ihrem Strommix ausweisen. Ganz so extrem ist es bei den Stadtwerken nicht. Aber der erste Eindruck täuscht auch hier.
Formel zur Errechnung des tatsächlichen Ökostrom-Anteils des Versorgers:
Anhand einer einfachen Formel (siehe oben) lässt sich der wahre Ökostrom-Anteil errechnen. Ergebnis: 11,8 Prozent der gesamtem Stromlieferungen der Stadtwerke Norderstedt bestehen aus Ökostrom. „Das ist eindeutig zu wenig“, so Hans-Georg Becker, stellvertretendes Mitglied im Stadtwerkausschuss. Becker weiter: „Wohlgemerkt: die Stadtwerke kommen ihrer Kennzeichnungspflicht gesetzeskonform nach. Allerdings lassen die Bemühungen, den Anteil an Ökostrom kurz- und mittelfristig zu steigern doch zu wünschen übrig.“ Im Ortsverband der LINKEN wird derzeit das Kommunalwahlprogramm 2018 erarbeitet. Eine der Forderungen ist die massive Veränderung des Strommixes der Stadtwerke – hin zu mehr Ökostrom. Bis zum Jahr 2020 soll dann überhaupt keine Energie aus Atom- und Kohlekraft mehr verwendet werden.