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19. März 2014

Beschlussvorschlag: Den laufenden Mensa-Vertrag kündigen

Danny Blechschmidt

Der Jugend-, Sport- und Bildungsausschuss beschließt den laufenden Vertrag mit der Firma Menü Partner zur Mittagsversorgung am Gymnasium Kaltenkirchen fristgemäß bis zum 30.04.2014 zum Schuljahresende 31.07.2014 zu kündigen. Die Verwaltung wird beauftragt einen Teilnehmerwettbewerb über die Neuvergabe des Mensabetriebes zum Schuljahresbeginn 2014/2015 durchzuführen.

Mein Änderungsantrag
Satz zwei wird wie folgt geändert: Die Verwaltung wird beauftragt das Modell 2 ( Mensaverein ) zu organisieren und zu begleiten und bei dieser Neuvergabe eine Mitgliedschaft durch die Stadt an den Mensaverein zu gewährleisten.

Begründung: Am Gymnasium Kaltenkirchen gibt es einen Elternverein, der die Cafeteria bereits betreibt. Vor der Einrichtung der Mensa wurde die Mittagessenversorgung bereits durch diesen Elternverein organisiert. Dieses wurde ehrenamtlich organisiert. Bei einer  Mitgliedschaft durch die Stadt und durch Spenden wird angestelltes Fachpersonal mit eigenen Mitteln in der Mensa das Mittagessen produzieren.

Argumente gegen eine Fremdbewirtschaftung:  
Abhängigkeit vom Dienstleister
Längere Entscheidungswege
Höherer Abstimmungsbedarf
Einbuße an Flexibilität bis kaum noch Flexibilität

Argumente für eine Eigenbewirtschaftung:
Einfluss auf die Betriebsführung
Direkte Kommunikationswege
Freie Kreativität
Integration in pädagogisches Konzept

Es darf nicht verkannt werden, dass eine fehlende Akzeptanz seitens der Schulgemeinschaft ein häufiges Problem in der Praxis der Schulverpflegung darstellt. Für die Entwicklung eines Verpflegungsangebotes heißt dies, dass die Bedürfnisse, Rahmenbedingungen und Möglichkeiten aller Beteiligten berücksichtigt werden müssen, damit die Schulverpflegung von Schülern, Eltern und Lehrern angenommen wird.

Ein ausgewogenes Verpflegungsangebot schafft grundsätzliche und physiologische Voraussetzungen für die ganztägige Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Die Hauptkomponenten einer Mittagsmahlzeit – Sättigungsbeilagen wie Nudeln, Reis oder Kartoffeln – enthalten Kohlenhydrate, die im Gegensatz zu zuckerhaltigen Süßigkeiten und Getränken den Blutzuckerspiegel stabilisieren. Dies ist für die Konzentrationsfähigkeit von Bedeutung, da das Gehirn über keine nennenswerten Speicher verfügt und auf eine ständige Energieversorgung angewiesen ist.

Schulverpflegung bietet vielfältige Ansatzpunkte für pädagogische Arbeit und erlebnisorientierte Lernfelder in Ergänzung zum Unterricht. Dies gilt für verschiedene Fachbereiche von Biologie ( Ernährungsberatung, Lebensmittelkunde, Kräuterkunde, Obstbäume, Hygiene ) über Wirtschaft/Recht ( Warenbestellung/ - eingang, Kalkulation, Buchführung, Inventur ), Werkunterricht (saisongemäße Ausstattung der Mensa, Tischschmuck) bis hin zu Deutschunterricht (Öffentlichkeitsarbeit, Medienarbeit, Informationsmaterial für Eltern und Schülern). Dies kann die Integration der Mensa innerhalb der Lebenswelt Schule nachhaltig positiv unterstützen.

Dies wirft doch die Fragen auf, ob das Thema Schulverpflegung ein häufiges Thema im Elternbeirat ist und ob die Eltern regelmäßig über die Schulverpflegung informiert werden? Wendet man sich oft genug an die Eltern auch auf den Hinblick auf Mitsprachemöglichkeiten ( z.B. Wahl des Caterers, Gestaltung des Essensangebotes )? Einerseits sehen die Schulen die Eltern als Einflussfaktor Nr. 1 für die ( Nicht-) Nutzung schulischer Essensangebote an, andererseits beschränken sie den Dialog mit den Eltern aber manchmal zu sehr auf bloße Mitteilungen.

Die Schule entwickelt sich für Kinder und Jugendliche immer mehr zur Lebenswelt. Dies kann als Chance gesehen werden, stellt aber auch eine Verantwortung dar: Denn die Schüler nehmen meist mehrmals die Woche mehrere Mahlzeiten am Tag auf den Schulgelände zu sich. Gerade in dieser Konstellation haben Schulleitung, Lehrerinnen, Lehrer, Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit, Kinder und Jugendlichen in deren Essverhalten nachhaltig zu beeinflussen. Dies funktioniert vor allem dann, wenn eine gesunde Mittagsverpflegung selbstverständlich angeboten wird.

Es wird immer mehr festgestellt, dass jüngere Schüler und Schülerinnen sich eine familiäre Atmosphäre wünschen und auch die Teilnahme älterer  Schüler und Schülerinnen in einer Art Vorbildfunktion. Zwar sind bei Jugendlichen, ähnlich wie bei Erwachsenen, vielfältige Ernährungsstile zu finden, jedoch sollte nicht unterschlagen werden, dass durchaus ein größerer Teil der Schüler und Schülerinnen Fast Food präferiert. Dabei geht es nicht nur um Geschmack, bei Jugendlichen ist der Fast Food-Konsum Ausdruck einer Ablehnung formaler Esssitten. Das mal auch mal auf den Hinweis zum geplanten Burger King Bau am Bahnhof.

Zum anderen müssen auch die finanziellen Aspekte für viele sozial benachteiligte Familien ein zentraler Grund für das Fernbleiben vom schulischen Mittagstisch genannt werden. Eine Hilfestellung dahingehend wäre, dass ein Antrag der Schule an unser Rathaus, in dem die Schule lediglich die Anzahl der bedürftigen Kinder angibt. Einkommensnachweise der Familien sind nicht erforderlich und auch die Namen der Schüler und Schülerinnen müssen im Antrag nicht genannt werden.

Schulen können ihre Mensa
in Eigenbewirtschaftung betreiben. Das bedeutet nicht, dass Eltern, Lehrer oder Schülerinnen und Schüler selbst kochen. Dies sollte durch angestellte Fachkräfte erfolgen. Arbeitgeber können die Schule, der Schulträger oder ein Mensaverein sein.

Ein Mensaverein, der in der Regel aus einem Förderverein resultiert, kann unter bestimmten Voraussetzungen als gemeinnützig anerkannt werden. Mitgliedsbeiträge oder Spenden können dann steuerlich geltend gemacht werden. Der Mensaverein tritt als Lebensmittelanbieter und – unternehmer auf: Von ihm angestelltes Fachpersonal produziert mit eigenen Mitteln in der Mensa das Mittagessen, evtl. mit Hilfe von Schülern.

Vorteile einer Schulverpflegung in Eigenbewirtschaftung mit einem Mensaverein

  • Hoher Grad an Mitbestimmung von Eltern, Schülerinnen und Schülern und damit eine starke Identifikation mit Ihrer Mensa und Verpflegung.
  • Gute Voraussetzung für eine Profilbildung durch das Schulverpflegungskonzept
  • Kurze Wege in der Kommunikation und Abstimmung zwischen den Tischgästen, der Schulleitung und der Küchenleitung