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17. Dezember 2016 OV Norderstedt

Gegenwind für Rechtsaußen

Um einen Infostand der rechtspopulistischen "Alternative für Deutschland" (AfD) angemessen zu "kommentieren", versammelten sich am Samstagnachmittag rund 40 NorderstedterInnen in der De-Gasperi-Passage des Herold-Centers. Die AfD ging in der Menge unter, zahlreiche Passanten unterstützten den Protest.

Kurzfassung: 40 Menschen haben am Samstag gegen einen Infostand der AfD im Herold-Center protestiert. Auf einem Transparent wurde ein weltoffenes Norderstedt gefordert. Der Ellerauer AfD-Politiker Heiko Evermann konnte sich kaum verständlich machen und brach seinen Stand nach 90 Minuten ab. DIE LINKE will weiter gegen Rechtspopulisten und Fremdenfeindlichkeit vorgehen.

Schon etwa eine Stunde vor dem Erscheinen von AfD-Landtagskandidat Heiko Evermann hatten sich Angehörige des Sozialen Zentrums, Antifaschisten und Kommunalpolitiker von SPD, DIE LINKE und GRÜNEN in der De-Gasperi-Passage versammelt, um sich den dünnen und nicht selten fremdenfeindlichen Parolen der Wutbürger-Partei entgegenzustellen.

Als Kandidat Evermann dann schließlich erschien und sein wirres Schild mit der Aufschrift: "Nein zum Bargeldverbot" aufstellte, gesellten sich mehrere Dutzend Demonstranten dazu, entrollten ein Transparent des Bündnisses für ein weltoffenes Norderstedt und machten den Spuk damit weitgehend unsichtbar. Zwar hielt Evermann mit seinem Infostand wackere 90 Minuten durch, Kontakt mit der Bevölkerung hatte er aber kaum.

Dennoch ist der Auftritt der AfD Grund genug, sich in Zukunft intensiver mit der Rechtsaußen-Partei, ihren Forderungen und vor allem: dem Klima auseinanderzusetzen, das die "Wutbürger" verbreiten. Beispiele für das Niveau der "Alternative" finden sich auch auf der Facebook-Seite ihres Segeberger Kreisverbandes, wo etwa Uwe Thurau unter einem Bild von Angela Merkel kommentiert: "habe Bilder von diesem Wesen gesehen, von früher, konnte die Natur sich nicht entscheiden, zwischen Mann und Frau" (Rechtschreibfehler im Original). Es passt durchaus ins Bild, dass derartige Beleidigungen wochentags um 4.08 Uhr gepostet werden.

Kandidat Evermann - Angehöriger einer radikalchristlichen Freikirche und ehemals Mitglied der Partei Bibeltreuer Christen - hält sich da eher an Religionsfragen und will "Sand im Getriebe der Islamisierung sein". Und während man sich noch fragt, wo genau er wohl dieses "Getriebe" vermutet, versucht er, die rückwärtsgewandten Positionen von AfD & Anhang mit einem Zitat seines Parteifreundes Konrad Adam zu verharmlosen: "Als rechts gilt heute, wer einer geregelten Arbeit nachgeht, seine Kinder pünktlich in die Schule schickt. Und der Ansicht ist, dass sich der Unterschied von Mann und Frau mit bloßem Auge erkennen lässt." 

Bei einer derart kruden Weltsicht ist es vielleicht kein Wunder, dass Evermann und Familie schon dreimal überlegten, aus Deutschland auszuwandern - zuletzt "als Schröder Bundeskanzler wurde" und natürlich wegen der Aufnahme von Flüchtlingen. Und das, obwohl die Bibel zum Umgang mit Fremden relativ eindeutig ist: "Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen" (2 Mo 22, 20). Oder: "Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott" (3 Mo 19, 34). Aber was zählen schon Fakten in einer Partei des Bauchgefühls? 


Bild 1: Zeitweise begab sich AfD-Politiker Evermann auf den Vorplatz der De-Gasperi-Passage, einen Teil der Protestler im Schlepptau (Foto: DIE LINKE)

Bild 2: Evermann versuchte offenbar noch, Verstärkung herbeizutelefonieren. Bis zum Abbruch der Aktion blieb es aber bei zwei AfDlern (Foto: DIE LINKE)

Bild 3: Viel Zuspruch erntete DIE LINKE am Rande des Protests. Neben jungen Antifas und Aktivisten des Sozialen Zentrums beteiligten sich auch ehrenamtliche Kommunalpolitiker der LINKEN, der SPD und der GRÜNEN am Widerstand gegen Rechtsaußen. Tenor: Norderstedt ist weltoffen! (Foto: DIE LINKE).

Bild 4: Humoriges am Rande: Nach Ende des Protests war die Hausordnung des Herold-Centers offenbar um den Passus "Nazis Raus" erweitert" (Foto: DIE LINKE).