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8. Mai 2017 Olaf Harning

Das ist bitter!

Kurzfassung: Bei den Landtagswahlen am 7. Mai hat DIE LINKE schlechter abgeschnitten, als erwartet. Obwohl die Partei deutlich mehr Stimmen erhielt als 2012, hat es für den Einzug in den Landtag nicht gereicht. Auch in Norderstedt erhielt die Partei nur 4,3 Prozent der Stimmen. In Zukunft will DIE LINKE ihre Aktivitäten in der Stadt deshalb auf das gesamte Stadtgebiet ausdehnen.

Aufstehen und weitermachen - so oder ähnlich reagiert Norderstedts LINKE auf das schwache Abschneiden bei den schleswig-holsteinischen Landtagswahlen. Mit 3,8 Prozent im Land, bzw. 4,3 Prozent in Norderstedt war die Partei deutlich unter den eigenen Erwartungen, aber auch unter den Umfragewerten im Vorfeld der Wahl geblieben.

Schon die 18-Uhr-Prognose verhieß nichts Gutes und auch im Verlauf des Wahlabends kletterte DIE LINKE nur noch von 3,5 auf 3,8 Prozentpunkte. Wie weit das Ergebnis unter den eigenen Erwartungen liegt, wird auch dadurch deutlich, dass die Landespartei für dieses Szenario zunächst keine "Sprachregelung" parat hatte: Textvorschläge gab es nur für 4 Prozent, mehr als 4,8 Prozent und für den Einzug ins Landesparlament. 

Auch in Norderstedt hat DIE LINKE so ziemlich alle selbst gesetzten Ziele verfehlt: Mit 4,3 Prozent der Zweitstimmen und für Direktkandidat Miro Berbig wurde gerade einmal der Wert der Kommunalwahlen 2013 erreicht - und das schwache Landesergebnis nur um 0,5 Prozent übertroffen. "Wir hatten uns deutlich mehr versprochen", kommentiert OV-Sprecher Herrmann von Prüssing dann auch enttäuscht. "An den Infoständen im Herold-Center, am Schmuggelstieg oder am Harksheider Markt haben wir eine andere Stimmung wahrgenommen".

Auch in Hinblick auf die AfD: Zwar blieben die Rechtsaußen weit unter ihren Erwartungen, konnten aber mehr oder weniger ungefährdet in den Landtag einziehen. Ausgerechnet in Norderstedt fuhren die Fremdenfeinde mit 6,6 Prozent sogar einen Wert über dem Landesschnitt ein. "Auch darüber müssen wir nachdenken", so von Prüssing, der aus den Detailergebnissen der einzelnen Wahllokale aber vor allem eine Hausaufgabe für DIE LINKE herausliest: "Wir stellen fest, dass wir überall dort, wo wir im Stadtteil präsent sind, Infostände organisiert und Flyer verteilt haben, zwischen fünf uns sechs Prozent erreicht haben. Jetzt gilt es für uns schlicht, die weißen Flecken zu füllen, wo genau das nicht der Fall war."

Die linke Spitzenkandidatin Marianne Kolter reagierte trotz allem gefasst auf das unerwartet schwache Abschneiden: "Wir haben den Kampf gegen Niedriglöhne und prekäre Arbeit, Armut und Kinderarmut, gebührenfreie Kitas, bezahlbaren Wohnraum und gute Versorung in Krankenhäusern zum Thema gemacht", sagte sie nach einem Katerfrühstück am Montag, "und damit Themen gesetzt, die die anderen Parteien sonst oft ignorieren." Den linken WahlkämpferInnen dankte Kolter ausdrücklich für ihren engagierten Einsatz. Immerhin hat DIE LINKE das Tief der letzten Landtagswahlen (2,3 Prozent) hinter sich gelassen und kann sich in vielen Regionen auf gute Ergebnisse stützen. Zum Beispiel in der Landeshauptstadt (7,2%) oder in Flensburg (7,0%), wo man überdies die AfD weit hinter sich ließ. "Darauf müssen wir jetzt aufbauen", so Kolter.


Fotos (von oben):

  • "Wählen gehen!" - Zumindest die linke Wählerschaft hat das nur teilweise berücksichtigt
  • Herrmann von Prüssing - Sprecher der Norderstedter LINKEN
  • Miro Berbig, Direktkandidat im Wahlkreis Norderstedt und Fraktionsvorsitzender in der Stadtdvertretetung
  • Wahlkampf im Herold-Center (alle Fotos: Harning).