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28. Januar 2013 Heinz-Michael Kittler

Würdige Gedenkfeier in Kaltenkirchen zum Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945

Brundibár ist eine Kinderoper in zwei Akten von Hans Krása und Adolf Hoffmeister.

Brundibár ist eine Kinderoper in zwei Akten von Hans Krása und Adolf Hoffmeister.

Für diesen Jahrestag organisierte der Trägerverein KZ-GEDENKSTÄTTE KALTENKIRCHEN in Springhirsch e.V. unter der Leitung seiner Vorsitzenden, Frau Uta Körby wie in den vergangenen Jahren wieder eine ergreifende Gedenkveranstaltung, bei in diesem Mal vollbesetztem Sitzungssaal des Kaltenkirchener Rathauses. Bürgermeister Krause und Kreispräsident Zylka, deren durch sie vertretene Gebietskörperschaften bis heute nicht bereit sind, dem Trägerverein beizutreten, bemühten sich mit Grußworten, dem Thema näher zu kommen. Während Krause als Lehre aus der Geschichte beschwor, "sich künftig Extremisten jedweder Art zu widersetzen", gab Zylka seiner Sorge Ausdruck dass Geschichtsaufarbeitung bei immer weniger politisch interessierten und engagierten Menschen eine immer schwierigere Aufgabe sei.

Kern der Veranstaltung waren ergreifend dargestellte Szenenaufführungen aus der Kinderoper Brundibár von Schülern der Kaltenkirchener Waldorfschule. „Brundibár“ wurde 1938 komponiert und 1941 im jüdischen Kinderheim in Prag uraufgeführt. Nach seiner Deportation1942 in das KZ Threresienstadt schrieb Hans Krása die Partitur aus dem Gedächtnis erneut nieder, da er sie nicht hatte mitnehmen können. Dort wurde die Oper 55-mal gespielt und gab den teilnehmenden Kindern ein Stück Normalität und Freude zurück. Die Rollen mussten immer wieder neu besetzt werden, da viele der Darsteller in Vernichtungslager deportiert wurden. Der NS-Propagandafilm „Theresienstadt" verwendete einen Ausschnitt aus der Oper, um zweifelnden Leuten vorzutäuschen, wie normal und glücklich die Deportierten lebten. Hans Krása und fast alle Ausführenden wurden kurz darauf in Auschwitz ermordet.

Weitere Gedichte und Texte, die viel mehr über die Verzweifelung der Deportierten ahnen lassen als die gängigen Dokumentationen, rundeten das Programm genau so ab, wie Lesungen von Reinhard Großmann aus seinem Buch: "Beerstein und andere Erzählungen vom Holocaust." Neben Herrn Weckwerth von der Jüdischen Gemeinde Bad Segeberg sprach auch der Landesrabbiner von Schleswig-Holstein, Herr Dr. Rothschild, der übrigens als einziger bei dieser Veranstaltung die "Rote Armee" als Befreier von Auschwitz erwähnte. Für den Sieg über den deutschen Faschismus zahlte diese einen hohen Preis. Mit 13,6 Mio. toten Rotarmisten, von denen die Hälfte in deutscher Gefangenschaft zu Tode kam, und weiteren 6 Mio. ziviler Opfer, die als Untermenschen ermordet wurden, betrug die Gesamtzahl der Opfer allein in der  Sowjetunion 19.600.000.

Weiter Infos:

www.kz-kaltenkirchen.de
www.lpb-bw.de/auschwitz.html