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7. März 2014 Heinz-Michael Kittler

Ehemalige Kreis-Tierärztin endlich rehabilitieren!

Dr. Magrit Herbst

Dr. Magrit Herbst

Für die jährlich im Mai im Kreistag stattfindende Ehrung von Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit Bezug zum Kreis Segeberg besonders verdient gemacht haben, hat die linke Kreistagsfraktion die ehemalige Kreis-Veterinär-Medizinerin Frau Dr. Magrit Herbst vorgeschlagen. Diese war vor zwei Jahrzehnten vom Kreis Segeberg nach 16 jähriger Beschäftigung fristlos entlassen worden, da ihr während der aufkommenden BSE Seuche vom damaligen Landrat "Bruch der Verschwiegenheit" vorgeworfen worden war.

Dabei hatte sie sich nur strikt an §1 Bundestierärzteordnung gehalten: „Der Tierarzt ist berufen.... den Menschen vor Gefahren und Schädigungen durch Tierkrankheiten sowie durch Lebensmittel und Erzeugnisse tierischer Herkunft zu schützen.’’ sowie an den §5.2 Tierärztekammer Schleswig-Holstein: "Die Schweigepflicht besteht außerdem nicht, wenn öffentliche Belange die Bekanntgabe einer Feststellung erforderlich machen."

Obwohl ihr Arbeitgeber, der Kreis Segeberg deshalb auch mit einem anschließenden Ordnungswidrigkeitsverfahren unterlag, und auch der Schlachthof in Bad Bramstedt mit einer Unterlassungsklage gegen Frau Dr. Herbst scheiterte, hielt der Kreis seine Kündigung selbst auch dann noch aufrecht, als das letztinstanzliche Landesarbeitsgericht die Kündigung zwar nicht formell kassierte, aber dem Kreis dringend die Wiedereinstellung der streitbaren Veterinärin empfahl und weiter: "Es entstehe der Eindruck, den staatlichen Stellen ist durchaus im Einklang mit den fleischerzeugenden und verarbeitenden Betrieben sehr daran gelegen, einen amtlichen BSE-Nachweis wenn irgend möglich zu verhindern“.

Fortan engagierte sich Frau Dr. Herbst im In- und Ausland für Aufklärung und gegen die Verbreitung der Rinderseuche BSE, die beim Verbraucher zum unheilbaren Creutzfeldt-Jakob Syndrom mutieren kann und sie erhielt viele Auszeichnungen. Damit gehörte sie zu den Pionieren, denen es zu verdanken ist, dass sich die tückische Seuche nicht ausbreiten konnte. Sogar das Bundesverdienstkreuz wurde ihr angeboten - allerdings nur, wenn sie auf alle Ansprüche gegen den Kreis Segeberg verzichten würde. Das konnte sie aber nicht denn sie bekam wegen ihres Engagements nie wieder einen Arbeitsplatz und lebt heute mit einer Mini Rente in einer mit Sperrmüll eingerichteten kleinen Dachwohnung.

Deshalb fordert DIE LINKE Kreistagsfraktion auch in ihrem Antrag:

"Gleichzeitig wird die Kreisverwaltung aufgefordert, sich mit Frau Dr. Herbst endlich einvernehmlich über einen Schadensersatz dahingehend zu verständigen, als hätte Frau Dr. Herbst bis zum Pensionseintrittsalter ihren Arbeitsplatz in der Kreisverwaltung behalten." Und weiter fordern die Linken: "Der Kreis Segeberg steht der Auszeichnung von Frau Dr. Herbst mit dem Bundesverdienstkreuz nicht mehr im Wege, wird die Auszeichnung ausdrücklich befürworten und das Herrn Dr. Habeck, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, unverzüglich zur Kenntnis geben."

Dazu Heinz-Michael Kittler, Vorsitzender der linken Kreistagsfraktion: "Wir hatten schon 2013 zum Fall von Frau Dr.Herbst recherchiert und am 14 Februar eine noch unbeantwortete Anfrage gestellt. Der aktuelle Fall des Bad Bramstedter Schlachthofes vom 25 Februar hat uns überrascht. Keinesfalls wollten wir auf ihn draufsatteln. Bis zur Auswertung der aktuellen Beschuldigungen durch Staatsanwälte und Gutachter hat nun aber der Kreis Segeberg bzw. sein Kreistag eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass er sich von Vertuschungsaktionen wie vor 20 Jahren eindeutig distanziert, indem er endlich Frau Dr. Herbst rehabilitiert".