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8. April 2017 Herrmann von Prüssing

Prekäre Veranstaltung: Marianne statt Katja

Kurzfassung: Bundespolitikerin Katja Kipping musste ihren Auftritt in Norderstedt am 27. März kurzfristig absagen. Stattdessen sprach Norderstedts Direktkandidat Miro Berbig mit Marianne Kolter über Landespolitik und unsichere Arbeitsverhältnisse. Die Soziologin ist Spitzenkandidatin der LINKEN für die Landtagswahlen in Schleswig-Holstein.

Prekär ist nicht genug - unter diesem Motto wollte DIE LINKE am 27. März in Norderstedt mit ihrer Parteivorsitzenden Katja Kipping und ihrem Direktkandidaten zur Landtagswahl, Miro Berbig, diskutieren. Doch es kam anders ...

Denn als es um 19.00 Uhr im Jugendhaus Bunker losgehen sollte, musste Norderstedts LINKE erleben, wie auch eine Veranstaltung "prekär" verlaufen kann. Erst am Morgen hatte Katja Kipping ihren Termin im "Bunker" krankheitsbedingt abgesagt und DIE LINKE stand zwar mit fast 70 BesucherInnen - aber ohne Referentin da. Glücklicherweise hielt sich mit Marianne Kolter ausgerechnet an diesem Montag die Spitzenkandidatin der schleswig-holsteinischen LINKEN für ein Rundfunkinterview in Norderstedt auf - und sprang kurzfristig für Kipping ein.

Die meisten Gäste erfuhren freilich erst vor Ort, dass die Bundespolitikerin nicht kommen konnte. Doch auch wenn die Enttäuschung über die Absage im Jugendhaus spürbar war, ließen sich nur wenige von ihnen vom geänderten Programm abhalten: Gut 60 Interessierte diskutierten mit Marianne Kolter und Miro Berbig über die Themen des Landtagswahlkampfs und schwerpunktmäßig über das Problem atypischer Beschäftigungen. 

Auch mit Hilfe zahlreicher Fragen und Beiträge aus dem Publikum konnten Kolter und Berbig den Begriff „prekär“ schließlich in fast alll seinen Fascetten und Konsequenzen erörtern. Und das Thema ist wahrhaft vielfältig: Von allen Formen der unsicheren Beschäftigung (Teilzeit, Werkverträge, befristete Anstellung, ungenügende Bezahlung) reicht es über unsichere Lebensverhältnisse (häufiger Orts und Arbeitsplatzwechsel, unsicheres Einkommen, mangelnde Planungssicherheit) bis hin zur mangelhaften Altersvorsorge und der daraus resultierenden Altersarmut.

In der zweieinhalbstündigen Diskussion wurden aber auch Lösungsansätze sichtbar: Während aus dem Publikum unter anderem die Rolle der Gewerkschaften beklagt, bzw. stärkeres Engagement eingefordert wurde, konnten die LandtagskandidatInnen die Verantwortung der Parlamente darstellen. So könnte die Politik neben dem konsequenten Zurückdrängen atypischer Beschäftigungsverhältnisse auch bei zahlreichen finanziellen Belastungen den Druck aus dem Kessel nehmen. So zum Beispiel beim öffentlichen Nahverkehr, der Kinderbetreuung, den Mietkosten und bei vielen Themen mehr.

So oder so, Eines muss klar sein: In einer solidarischen Gesellschaft können prekäre Beschäftigung und unsichere Lebensumstände nicht reichen. DIE LINKE sagt daher konsequent: Prekär ist nicht genug!