27. Februar 2014 Heinz-Michael Kittler

"Soziallasten": Doktern an Symptomen nutzt gar nichts

Quelle: Arno Bach /www.pixelio.de

Quelle: Arno Bach /www.pixelio.de

Über den ungebrochenen Trend, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer mehr werden, berichten gerade mal wieder alle Zeitungen ausführlich.Heute veröffentlichte der schleswig-holsteinische Landkreistag seinen Benchmarking-Bericht darüber, wie das bei den kommunalen Finanzen in Form "steigender Soziallasten" ankommt denn die Landkreise müssen rund über 2/3 ihrer Haushalte für Soziales aufwenden.

Da Größe, Struktur, Einwohnerzahl und Sozialstandards aber differieren, ergeben sich bei den einzelnen Kreisen völlig unterschiedliche Werte. Deshalb kann das Ergebnis einem oberflächlichen Betrachter nur eine Pseudotransparenz bieten, genau wie jede andere Zahlenpinnerei am Ende einer Periode, die sich hochtrabend Controlling nennt und über die Ursachen gar nichts aussagt.

Bei selektiver Betrachtung bietet dieses Benchmarking besonders den regionalen Haushaltssparfüchsen eine Palette von Scheinargumenten, um den Wettlauf nach den niedrigsten Sozialstandards zu erleichtern. Nun werden sie danach suchen, in welchen Landkreisen noch weniger für Jugendhilfe, Kitastaffeln, Tagesmütterzuschüssen, Unterkunftskosten, uvm. ausgegeben wird, als bei Ihnen selbst. Und die Presse wird ihr Geschrei ausführlich kolportieren.

In der heutigen Pressemitteilung des S-H Landkreistages liest sich das u.a. so: ".... Angesichts der zunehmenden Aufgaben und der angespannten Finanzsituation sind die Kreise weiterhin gezwungen, Optimierungsmöglichkeiten zu finden. Dieser Herausforderung stellen sich die Kreise mit dem Benchmarking. Die Kreise in Schleswig-Holstein arbeiten damit weiterhin transparent und konstruktiv an einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Kreisverwaltungen...." 

Abgesehen von der Intention ist das rein verbal ja nicht mal falsch, aber warum resümiert unser Landkreistag nicht auch glasklar: Da unser Wirtschafts- und Finanzsystem gigantische soziale Schäden anrichtet, hat es den Kommunen gefälligst die Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie als Schadensersatz benötigen?

Bei aller Kritik soll die Arbeit selbst aber nicht herabgewürdigt werden. Und es ist zu begrüßen, dass sie jedermann zur Verfügung gestellt wird.

Man findet sie unter:
www.sh-landkreistag.de/index.phtml?object=tx|1877.9&ModID=255&FID=1877.5256.1